_________________________________________________________________________________________

 

 DAS VORURTEIL bzw. STIGMA

Wer gemobbt wird, ist selber schuld, wenn er sich nicht wehrt.

Wer gemobbt wird, ist halt psychisch nicht belastbar, der hält nichts aus.

Wer gemobbt wird, muss vorher sehr unkollegial gewesen sein.

Wer gemobbt wird, hat das selbst zu verantworten.

Wer gemobbt wird, glaubt das ja nur, weil er eben ein empfindlicher Mensch ist, der bezieht ja alles auf sich...

Wer gemobbt wird, und glaubt, dass andere über ihn reden und ihn ausrichten, der hat ja eine leichte Paranoia..

Zum Streiten gehören zwei.

 

Wenn jemand gemobbt wird, wird das schon seinen Grund haben, "umsonst" wird man sicher nicht gemobbt.     

_________________________________________________________________________________________

 

DIE REALITÄT bzw. FAKTEN

Arbeitskreis Konflikt-Psychologie

Dr. Dutschmann 

Grundsätzlich hat jeder die Chance, Opfer zu werden. Dass Mobbingopfer "böse" und "minderwertig" sind, ist ein Mythos, den Täter gern verbreiten. Opfer sind im Gegenteil nicht selten Personen, die durch besondere Leistungen, Prominenz, Kreativität etc. auffallen.

_________________________________________________________________________________________

 

Dr. Fuchs, Hans Joachim, www.familienmedizin.net:

Auszug aus: Traumatisierung durch Mobbing am Arbeitsplatz

  • Mobbing kann jeder/jedem passieren.
  • Ursachen für Mobbing liegen zumeist in der Organisation: Extreme Hierarchien, Personalabbau, Erfolgsdruck, Missmanagement
  • Durch Mobbing Geschädigte sind in der Regel überdurchschnittlich intelligente, beruflich interessierte und engagierte Menschen und MitarbeiterInnen.

Konfliktlösung bei Mobbing ist eine Frage der Leadership

http://www.oevs.or.at/wp-content/uploads/2012/11/Folder_Mobbing-was-tun1.pdf
http://www.oevs.or.at/wp-content/uploads/2012/11/Folder_Mobbing-was-tun1.pdf

_________________________________________________________________________________________


Netzwerk Berlin Anti-MoBB e. V.   

Tatsächlich ist es aber gerade umgekehrt: Mobbing entsteht nicht wegen auffälliger Persönlichkeiten oder Verhaltensweisen, sondern: Mobbing kann dazu führen, dass eine Person, die über lange Zeit in die Enge getrieben wird, am Ende des Prozesses auffällige Verhaltensweisen an den Tag legt. Keinesfalls darf also Ursache und Wirkung verwechselt werden ! 

_________________________________________________________________________________________

 

Mobbingberatungssstelle Frankfurt

Ursächlich ist Mobbing als individuelles, dialogisches, dynamisches und betriebliches Problem zu verstehen. Sie können auf der dynamischen und betrieblichen Ebene als Kommunikationsspiele „hinter den Kulissen“bezeichnet werden.

_________________________________________________________________________________________

 

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin   

Wenn aus Kollegen Feinde werden

Untersuchungen haben ergeben: Weder gibt es das typische Mobbingopfer, noch generelle Verhaltensmuster, die vor Mobbing schützen. Es gibt allerdings besonders gefährdete Personengruppen sowie Berufsfelder, in denen Mobbing überdurchschnittlich häufig vorkommt.

 

Besonders gefährdet: Risikogruppen-Untersuchungen haben gezeigt: Das typische Mobbingopfer gibt es nicht, es kann jede und jeden treffen. Was es allerdings gibt, sind persönliche und berufliche Konstellationen, die mit einem deutlich höheren Mobbingrisiko verbunden sind. Nach der bereits erwähnten Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz & Arbeitsmedizin (BAuA) sind Beschäftigte im Sozialbereich einem fast drei Mal so hohen Mobbingrisiko ausgesetzt wie der Durchschnitt. Auch Bank-, Sparkassen- und Versicherungsfachleute müssen mit einem fast doppelt so hohen Mobbingrisiko rechnen.

_________________________________________________________________________________________

 

Bachelor-Arbeit Miriam Deuschle, 2010/2011, S. 48:

Für mich hat sich aus der Arbeit heraus kristallisiert, dass es eben nicht die typischen Mobbingopfer oder -täter gibt. Es gibt zwar den Individualansatz, nach dem die Persönlichkeit des Opfers oder Täters  für das Zustandekommen von Mobbing ausschlaggebend  ist. Aus zahlreichen Untersuchungen haben sich dafür jedoch keine Beweise ergeben.

Nach dem Umweltansatz sind vielmehr Organisation, Aufgabengestaltung und Leitung der Arbeit Initiatoren für Mobbing, da sie unter anderem das Betriebsklima erheblich beeinflussen können.

Das Gute an dieser Erkenntnis ist, dass die nach dem Umweltsatz maßgeblichen Voraussetzungen für Mobbing im - Gegensatz zur Persönlichkeit der Menschen - beeinflusst werden können.  

_________________________________________________________________________________________

 

Diplomarbeit Mobbing, Karin Warming: Bestandsaufnahme unter Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz

Wie Leymann herausgefunden hat ist die Hauptursache dafür, dass sich Mobbing vertieft und ausbreitet, das Versagen der Betriebsleiter und Manager (vgl. 1993, S.131, Kapitel I, S.19ff). 

Seiner Beobachtung zufolge entsteht Mobbing, weil es zugelassen wird. ff. 

_________________________________________________________________________________________

 

www.mobbingberatung.de Ursachen für Mobbing

 

1) Innerbetriebliche Ursachen:

     Führungsverhalten, Unternehmenskultur, Betriebsklima, Stress 

2) Ursachen im sozialen Miteinander:  

    Phänomene der Sozialpsychologie stehen im Mittelpunkt... warum gibt es beim

    Mobbing immer wieder Menschen, die wegschauen oder die

    Ursachen für das Mobbing ausschließlich bei den Betroffenen suchen ... 

3) Ursachen bei den beteiligten Personen: 

    Grundsätzlich kann jede Person von Mobbing betroffen werden.
    Die Wahrscheinlichkeit dafür ist trotzdem bei einigen Menschen größer.

    Verantwortlich dafür können zB Normabweichungen bei den Arbeitsleistungen,

    im Verhalten oder auch körperlicher Art sein.

4) Ursachen in der Gesellschaft: 

    Konjunkturschwäche, hohe Arbeitslosigkeit, "Ellbogenmentalität"

 

(Anmerkung SHG: Mobbingdynamiken lassen sich nie auf Personen oder persönliche Eigenschaften reduzieren oder "vereinfachen"...)

_________________________________________________________________________________________

 

therapeutennews.de

Sowohl für die Analyse als auch für die Beratung und die innerbetriebliche Auseinandersetzung möchte ich hier nachdrücklich darauf hinweisen, dass ein Mobbingopfer in jedem Fall ein Opfer ist und dass es für Mobbing meines Erachtens keinerlei Rechtfertigung geben kann.

Mobbing geht immer von Mobbern aus und gerade hier müssen auch die Veränderungsansätze primär gesucht werden. Es muss hier konstatiert werden, dass der Betroffene auf Schutz und Unterstützung von Vorgesetzten angewiesen ist. Wird diese Unterstützung jedoch verwehrt, hat das Opfer wenig Chancen, selbst den Mobbingprozess aufzulösen. De facto wird sich Mobbing nur in solchen Betrieben unterbinden lassen, in denen die Nichtduldung von Mobbing Teil der Unternehmensstruktur ist. Autorin: Sandra Sopp-Ehlting

_________________________________________________________________________________________


www.ergo-online.de

Nach Untersuchungen des Psychologen Prof. Dieter Zapf sind vor allem Angestellte und Beamte betroffen. In bestimmten Arbeitsbereichen sei das Risiko, zum Mobbingopfer zu werden, besonders hoch. Zapf nennt die Folgenden:

  • Gesundheitswesen und Soziales (bis 7-faches Risiko)
  • Erziehung und Unterricht (bis 3,5-faches Risiko)
  • Öffentliche Verwaltung ( bis 3-faches Risiko)

Wenn der soziale Bereich besonders Mobbing-anfällig ist, dann hängt dies sicher mit dem dort seit langem betriebenen Personalabbau zusammen.

_________________________________________________________________________________________


Aus Website: Hans Schauer

... Die Psychologen befragten über 300 Menschen, die sie mit Hilfe von Mobbing-Selbsthilfegruppen, Betriebsräten und Sozialarbeitern gefunden hatten. Nach Kriterien, die der schwedische Mobbing-Experte Heinz Leymann aufgestellt hat, entschieden sie, wer tatsächlich ein Opfer von Mobbing ist. Dann untersuchten sie (offenbar mit Fragebögen zur Selbsteinschätzung) nach einem unter Psychologen anerkannten Modell fünf grundlegende Persönlichkeitsmerkmale: Neurotizismus, Offenheit für neue Erfahrungen, Extrovertiertheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Dabei wurden die Göttinger Wissenschaftler von ihren eigenen Ergebnissen überrascht. Denn nicht nur der bekannte Risikofaktor "Neurotizismus" machte angreifbar, sondern auch das Merkmal "Offenheit (für neue Erfahrungen)". Offene Menschen sind in der Regel intelligent, lieben Abwechslung, sind eher anspruchsvoll und vertreten eine eigene Meinung."


_________________________________________________________________________________________

 

 

 

Einer neuen Wahrheit

ist nichts schädlicher

als ein alter Irrtum.
J. W. von Goethe